Ich dachte viel nach in letzter Zeit. Womöglich zu viel,
aber erwähnt werden muss, dass ich einen Grund dafür hatte. Jemand sagte etwas,
das mich zum Nachdenken brachte. Etwas, das mir nicht gefiel. Etwas über Dich,
über mich, über uns.
Etwas, das ich vorher nie so sah, nicht sehen wollte und
eigentlich immer noch nicht will. Dennoch musste ich die Augen öffnen und
anerkennen, dass diese Aussage möglicherweise sogar richtig ist.
Folgende Frage war der Kern meines Nachdenkens: Wie viel
bist Du bereit zu opfern, um deine Beziehung zu retten, zu führen und zu
behalten? Deine Freiheit, Deine Eigenständigkeit, Deine Freunde? Zähle ich
überhaupt noch zu Deinen Freunden, jetzt wo Du ihn wieder hast? Habe ich es
jemals? War ich Dir jemals wirklich so wichtig, dass es Dich verletzt hätte,
wenn ich gegangen wäre? Würde es Dich verletzten, wenn ich ginge? Hast Du dich
verändert oder war ich das?
Dummerweise gefielen mir die Antworten auf all diese Fragen
nicht sehr. Vor allem nicht die, die mir jemand anderes gab.
Natürlich veränderten wir uns. Allein wenn ich die letzten
fünf Jahre meines Lebens Revue passieren lasse, erkenne ich eine große
Veränderung, eine noch größere in den letzten zehn Jahren. Der Punkt an
Veränderung ist aber, ob sie eine Vor- oder eine Rückentwicklung darstellt. Mein
Anstoß war, dass jemand, der Dich kennt, aber nicht meiner Familie zuzuordnen
ist, um das klarzustellen, sagte, Du habest Dich verändert. Du seist
mittlerweile nur noch sein Schosshündchen und ließest Dich von ihm beeinflussen
und lenken. Ich wollte das nicht glauben und will es immer noch nicht.
Doch was ist, sollte dies wahr sein?
Was bist Du bereit für ihn zu opfern? Er hat Ressentiments
gegen mich. Schon längere Zeit. Ich weiß das und ja, es ist nicht angenehm als
Konkurrenz gesehen zu werden, vor allem wenn kein Konkurrenzdenken nötig ist,
aber das tut hier nichts zu Sache. Die Frage, die ich mir stellte und die Du
dir auch stellen solltest ist folgende: Wirst Du mich weiterhin verstecken und
schlussendlich opfern?
Die Antwort wird „Ja“ lauten. Er und die Beziehung zu ihm sind
Dir mehr wert. Seine Meinung steht höher und ist wichtiger. Belass es dabei.
Opfere diese Freundschaft.
Irgendwann wird Dir klar werden, was Du aufgegeben hast.
Irgendwann.
Vielleicht ist es bald genug, um noch etwas zu retten.
Ich für meinen Teil bin bereit diese Freundschaft aufzugeben,
weil ich vorziehe, nicht zuzusehen, wenn jemand sich selbst und sein Leben zu
Grunde richtet.
Dieser Brief ist kein „Auf Wiedersehen“, sondern ein „Leb
wohl“.
Daher: Leb wohl und genieße das, das Du Leben nennst.
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